Arbeitsprogramm der FSRK für das SoSe 2010 und das WiSe 2010/11
I. Eine Bilanz html
II. Reichweite html
III. Emanzipatorische Bildung und Wissenschaft html
IV. FSRK html
Arbeitsprogramm der FSRK ...
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Die Rüstungforscherin Monika Auweter-Kurtz musste ihren Hut nehmen, weil das tumb hierarchische Amtsverständnis und ihr Plan zum strikt kommerzorientierten Umbau der Wissenschaften inakzeptabel waren.
Die Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach stolpert steif von einem gescheiterten Projekt zum nächsten. Ob der erste Entwurf für pseudonachgelagerte Studiengebühren, ein Kapazitätengesetz zur Beschneidung des Rechts auf einen Studienplatz, das „Wissenschaftsförderungsgesetz“ zur Festigung des Top-Down-Prinzips, das überteuerte Prestigeprojekt der „Hafen-City-University“ oder die Pläne zur geschichts- und kulturzerstörenden Verlagerung der Uni – alles wurde wieder eingeholt durch den massiven und begründeten Widerstand der Betroffenen.
Das Bachelor/Master-System ist durch die europaweiten studentischen Proteste hart in Frage gestellt. Die Studiengebühren sind ein auslaufendes Modell wie mit ihrer absehbaren Abschaffung in NRW erneut deutlich wird.
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme laut Umfrage vom 15. Juni 2010 die schwarz-gelbe Regierungskoalition zusammen auf lediglich 37%, die FDP knabbert an der 5%-Hürde. Der Neoliberalismus ist also im Eimer – auch in der Hochschulpolitik. Was nun?
Der aktuelle Uni-Präsident Dieter Lenzen plant eine Bewerbung bei der „Bundes-Exzellenz-Initiative“ unter dem Motto „Universität Hamburg: Knotenpunkt nachhaltiger Wissenschaft“. Eckpunkte seien: Sozial und ökologisch nachhaltige Wissenschaftsinhalte, eine kritisch reflexive Methodik, der Grundsatz der Partizipation in der Selbstverwaltung und pädagogisch-didaktische Sorgsamkeit.
Hier werden gesellschaftskritische und fortschrittliche Ansprüche sehr weitgehend integriert, um auf erheblich korrigiertem Kurs aber doch auf der Reise zu Exzellenz und Elite zu bleiben. Humanistische Perspektive und Ungleichheit schließen sich jedoch letztendlich aus.
Das Maß der Adaption kritischer Positionen von einem klugen Konservativen zeigt an, welche Möglichkeiten und Notwendigkeiten eines grundlegenderen politischen Richtungswechsels bestehen. Die Verfasste Studierendenschaft ist gefordert, eine neue Reichweite der Ambitionen für kritische Wissenschaftsinhalte, soziale Offenheit der Einrichtung und ihre demokratische Verfassung zu entwickeln – für umfassende Emanzipation.
Dies sei der Maßstab für die folgenden Vorhaben der Arbeit der FSRK im kommenden Jahr.
a) Studiengebühren
Studiengebühren – ob allgemein, nachgelagert, für zu langes Lernen oder für die Verwaltung der Studierenden – bleiben als absichtsvolle Maßnahme der Kommerzialisierung unsozial, wissenschaftsfeindlich, anti-demokratisch und zielen auf Entsolidarisierung. Sie wirken umfassend zerstörerisch und gehören umgehend abgeschafft. Hamburg muß hier dem Beispiel von Hessen und demnächst NRW folgen. Die FSRK wird daher die bisherigen Aktivitäten für die Gebührenfreiheit (Boykott, Urabstimmung, Demos, Unterschriftenliste) fortsetzen und ausweiten, bis die Gebühren überwunden sind. Ist dies mit der Senatorin nicht zu machen, muß sie mit „abgeschafft“ werden.
b) Studienreform
Die strikt formalisierten und restriktiven Bachelor/Master-Studiengänge sind eine Würgeschlinge für kritische Reflexion und emanzipatorische Ansprüche. Der Creditpoint-Fordismus, die Fertigwaren- Module, der technokratische Fristen-Dogmatismus, die Selektionsstufe des Ba/Ma-Übergangs und der überwachungsstaatliche Kontrollzwang im Verhältnis von Lehrenden zu Studierenden sowie die Scheinidentität des realen Widerspruchs von Prüfung und Lernen müssen aus dem Studium eliminiert werden. Dies ist gleichbedeutend mit der Abschaffung des Ba/Ma-Systems. Die FSRK wird – dem Beispiel der EPB-Fakultät folgend – Initiative dafür ergreifen, dass gegen die Alltagshetze die Möglichkeiten dafür geschaffen werden, die humankapitalidiologischen Gründe des Ba/Ma sowie ihre problematische Konkretisierung im Studienalltag kritisch-analytisch zu diskutieren, um Maßstäbe für eine echte und emanzipatorische Studienreform zu entwickeln und diese auch praktisch zu verwirklichen.
c) Demokratische Verfassung
Das Desaster der Präsidentschaft von Auweter-Kurtz und die massiven Auseinandersetzungen um die Wahl ihres Nachfolgers haben das Scheitern der top-down-strukturierten Hochschule als Unternehmen offenbart und den politischen Senat dazu gezwungen, für eine gelinde Redemokratisierung der Uni eine Evaluationskommission einzusetzen, die eine Überarbeitung des Hochschulgesetzes vorbereiten sollen. In diesem Prozess ist engagiert für die Abschaffung des Hochschulrates, die Einführung eines gruppenparitätischen Konzils für Grundsatzfragen, institutionellen Beteiligungsmöglichkeiten auf allen Ebenen, die Stärkung der Gremien gegenüber den Leitungsfunktionen und die Aufwertung der Verfassten Studierendenschaft zu streiten. Dies gelingt auch durch praktische Vorwegnahme der angestrebten Verbesserungen.
d) Wissenschaftspolitik
Der noch von Frau Auweter-Kurtz zu verantwortende „Struktur- und Entwicklungsplan“ sieht eine gewaltige Umverteilung der universitären Mittel von gesellschaftskritisch verantwortungsvollen Bereichen zu verwertungstauglicher Mainstreamwissenschaft vor. Dieser Prozess muß umgekehrt werden. Die Wissenschaftsinhalte müssen verstärkt daran gemessen werden, inwieweit sie einen Beitrag zu einer humanen, sozial gerechten, friedlichen, demokratischen und ökologisch nachhaltigen Gesellschaft leisten. Dafür wird die FSRK sich weiterhin um Veranstaltungsreihen bemühen.
e) Uni-Bau
Mit der Kampagne „Uni bleibt!“, der dazugehörigen Unterschriftenliste, Mobilisierung zur öffentlichen Anhörung und stadtweiter Bündnispolitik konnten die Pläne der Wissenschaftssenatorin zur kultur- und geschichtszerstörerischen Verlagerung der Uni zurückgewiesen werden. Es wird nun maßgeblich darauf ankommen, eine echte Erweiterung der universitären Gebäude für die Ermöglichung einer demokratischen Wissenschaftskultur und einer sozialen Öffnung der Uni durchzusetzen. Daher ist in den Fakultäten Initiative dafür zu ergreifen, das Ansprüche für eine vernünftige bauliche Erweiterung bestimmt und fordernd zur Geltung gebracht werden.
Die Arbeit der FSRK beruht auf der Teilnahme der FSRe am gemeinsamen Zusammentragen der jeweiligen Probleme und Herausforderungen, kritischer Durchdringung und Perspektivbildung. Die FSRK wird daher ein besonderes Augenmerk auf den Erhalt, die Stärkung und die Wiederbildung der FSRe, Unterstützung neuer Fachschaftsräte und die Kooperation von Fachschaftsräten innerhalb der Fakultäten legen.
Damit diese notwendige Arbeit gelingt, sind die infrastrukturellen Voraussetzungen zurück zu erkämpfen: Räume, Computer, Aufwandsentschädigung und ein eigener Etat müssen vom AStA wieder gestellt werden. Das Modell des vom AStA gestellten Fachschaftsbeauftragten ist gescheitert. Die von den FSRen basisdemokratisch gewählten FSRK-ReferentInnen müssen als offizielle FSRe-Vertretung auch im AStA als teilautonomes Referat wieder etabliert werden.
Um die Arbeitsbedingungen für die Fachschaftsräte und die demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten für alle Studierenden zu verbessern, müssen zudem AStA und Studierendenparlament repolitisiert werden. Das Studierendenparlament soll hochschulpolitisches Forum werden.