Mit der Einführung der Bachelor-Studiengänge versucht der Senat die Studierenden in die Form standortgerechter just-in-time-Ausgebildeter zu pressen. Im engen Korsett aus studienbegleitenden Prüfungen und benoteten Einzelleistungen sind die Studierenden gehalten, Modul für Modul durch das Studium zu hecheln. Zerstückeltes Wissen soll dabei in die Studierenden hineingestopft werden. Nur die profitabel verwertbaren Fertigkeiten sollen sie für mögliche spätere Arbeitgeber erlernen, ohne gesellschaftliche Zusammenhänge kritisch zu durchdringen. Die „Allgemein Berufsbildenden Kompetenzen“ (Präsentierlichkeit) sind die Spitze der aufklärungsfeindlichen Programmatik: Hier soll die „benutzungsfreundliche“ Oberflächlichkeit der späteren Absolventen trainiert werden.
Der wissenschaftliche und kulturelle Erfahrungsreichtum, der in der Uni zusammengefasst ist, soll dafür verwendet werden, sich selber technokratisch zurechtzustutzen. Doch der Mensch passt nicht in die starre Verwertbarkeits-Form. Lernen, sich selber zu schaden, ist ein unaufhebbarer Widerspruch. Daher haben sich beispielsweise in der Biologie von anfangs 150 Bachelor-Studierenden noch vor Ablauf des zweiten Bachelor-Semesters bereits 80 exmatrikulieren lassen, weitere 15 tauchen nicht mehr auf. Hier muss der sofortige Stop des Bachelor die Konsequenz sein.
Stattdessen aber soll nun die inhumane Deformierung der Studierenden behelfs des „Studien-Infonetzes“ („STiNE“) EDV-gestützt weiter gesteigert werden. Das technokratische System zur Verwaltung der Studierenden, das zum nächsten Semester eingeführt werden soll, erfasst die Studierenden in ihrem Studierverhalten komplett: Auswahl der Veranstaltungen, Anwesenheit, Seminarabbrüche, erbrachte Leistungen usw.
Allein die so geschaffen Möglichkeit, dauerhaft kontrolliert zu werden, soll zur „freiwilligen“ Selbstkontrolle und Bravheit anhalten. Regelmäßige elektronische Post mit „Leistungsstand“-Auskünften und Meldung über die täglichen individuellen Leistungsanforderungen tun ihr übriges. Die normativen anonymen Setzung erscheinen hier als unverückbares Naturereignis. Die gesteigerte Formalisierung erhöht für Studierende wie Lehrende die Hürde, über Ziel, Inhalt und Methode ihrer Tätigkeit gemeinsam vernunftgeleitet zu befinden. So soll der Eindruck vermittelt werden, die Alternativen seien Durchhalten oder Aufgeben. Berechtigte Kritik, die, wenn sie geäußert wird, die Grundlage zum solidarischen Kampf gegen diesen inhumanen Unfug ist, sei dagegen eine Art Konstruktionsfehler der eigenen Person, ein individuelles Versagen und vor anderen zu verheimlichen.
Gegen diese Einschüchterungen ist dringend mutig für massenhaft vernünftige Bildung zu streiten. An der Lage anderer Anteil zu nehmen, die tagespolitischen Ereignisse zu bewerten und sich gemeinsam zu qualifizieren, um die verallgemeinerbare Verbesserung der eigenen Lage zu erstreiten, ist die erfreuliche und durchsetzenswerte Alternative zum Gang und Gäbe der umfassenden Verwertungsorientierung. Diese solidarische Perspektive gewinnt Geltung, wo diejenigen, die sich ärgern, erkennen, daß es ihrer mehr gibt, sich verständigen über die Misere und ihre überwindbaren Ursachen und Verursacher, sich zusammenschließen, in ihre Fachschaftsräte gehen und sich beteiligen an den Aktivitäten gegen den Senat und für eine menschenwürdige Entwicklung der gesellschaftlichen Verhältnisse.
Der solidarische Boykott der Verwaltungsgebühren ist auch das Nein zum technokratischen Menschenbild des Senats. Er ist darauf gerichtet, dem Senat die Gebühr als ein zentrales Mittel zur Entsolidarisierung aus der Hand zu schlagen und auch über die Universität hinaus für alle erkennbar die scheinbare Alternativlosigkeit steter, politisch gewollter Verschlechterung zu durchbrechen. Die eigene Beteiligung an der solidarischen Aktion und die Herausforderung anderer, sich ebenfalls für Gebührenfreiheit als notwendigem Bestandteil einer progressiven Entwicklung einzusetzen, ist bereits Teil der Alternative zum hetzenden und vereinzelnden Alltag. Mit dem solidarischen Boykott schaffen wir die Voraussetzung für eine politische Tendenzwende für Hochschule und Gesellschaft. Daran sollten sich alle Studierenden beteiligen.