.
FSRK

Wie wurden die Daten für die Hamburger Schulden- und Vermögensuhr berechnet?

Das Vermögen der reichsten 10 Prozent

Angaben zur Vermögensverteilung des obersten Dezils

Um das Vermögen der reichsten 10 Prozent von Hamburgs 1.807.551 Einwohnerinnen zu berechnen, haben wir ein Schätzung gemacht, die unter dem tatsächlichen Wert liegt, ihm aber nahe kommen soll. Bei der Erhebung von Vermögensstatistiken gibt es zwei Probleme: Der Staat erhebt derzeit keine Vermögenssteuer, von den Finanzämtern gibt es daher keine Daten. Bei Umfragen über die Vermögen sinkt die Bereitschaft zur Teilnahme mit steigendem Vermögen. So erfährt man also auch nichts über den Reichtum. Licht ins Dunkel bringen jedoch die jährlich veröffentlichten Ranglisten der Superreichen. Wirtschaftswissenschaftler, z.B. vom DIW, haben Modelle über die Verteilung des Reichtums entwickelt. Sie können mit den Daten aus den Ranglisten der Superreichen ihre Modelle füttern und daraus Erkenntnisse über den Reichtum der verschwiegenen Vermögenden gewinnen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung informierte am 3.6.2016: „Bei 261.000 Euro beginnt der Reichtum“. Wer zu den vermögendsten 10 Prozent der Bundesrepublik zählt, hat mindestens soviele Euros. Im reichen Hamburg wird der Wert noch darüber liegen. Diese Gruppe von 90.377 Personen vereint ein Vermögen von mindestens 23.588 Millionen Euro auf sich.

Die Hans Böckler Stiftung der Gewerkschaften hat im April 2014 die Antwort des DIW auf die Frage „Wie sind die Vermögen in Deutschland verteilt?“ veröffentlicht. Daraus ging hervor, daß die reichsten 5 Prozent der Haushalte in der Bundesrepublik mindestens 722.000 Euro besitzen. Da zu jedem Haushalt in Deutschland durchschnittlich zwei (exakt 2,041 Personen) zählen, schätzen wir das Vermögen der reichsten 5 Prozent der Hamburger*innen auf mindestens 343.000 Euro je Person. Von dieser Gruppe zählen wir nur die 48.377 Personen, die keine Millionäre sind. Sie vereinen ein Vermögen von mindestens 16.592 Millionen Euro auf sich.

Das Hamburger Abendblatt titelte am 24.09.2014: „42.000 Millionäre und 18 Milliardäre leben in Hamburg“. Von dieser Gruppe zählen wir nur die 40.520 Personen, die nicht den Status eines UNHWI haben. Sie vereinen ein Vermögen von mindestens 40.520 Millionen Euro auf sich.

Dem „World Ultra Wealth Report 2014“ von Wealth-X konnten wir entnehmen, daß 1480 sogenannte „Ultra high-net-worth individuals (UHNWI)“ Hamburg den Vorzug geben. Mit dem Begriff werden Personen bezeichnet, die ein privates Vermögen besitzen, das 30 Millionen US-Dollar zum Stand von 2012 entspricht. Die Jahresberichte geben nicht nur für Soziologen interessante Einblicke in das Leben der Oberschicht.Von dieser Gruppe zählen wir nur die 1.315 Personen, die nicht zu den reichsten 80 Hamburger Familien zählen. Sie vereinen ein Vermögen von mindestens 30.705 Millionen Euro auf sich.

„Die Rangliste der reichsten 80 Hamburger“, veröffentlicht im Hamburger Abendblatt vom 14.10.2017, listet detailliert das Vermögen der verblieben ca. 165 reichsten Personen auf. Sie vereinen ein Vermögen von 63.300 Millionen Euro auf sich.

In der Summe kommen wir so auf die 174.706 Mio. Euro als minimalen Schätzwert des Vermögens der reichsten zehn Prozent oder 180.755 Einwohner*innen Hamburgs.

Da die realen Zahlen noch höher liegen, werden wir deshalb weitere Nachforschungen anstellen. Dabei ist Mithilfe herzlich willkommen.

Um den Zuwachs des Vermögens zu berechnen, haben wir uns die Daten aus einer Studie des DIW angesehen. Die Autoren Stefan Bach, Andreas Thiemann und Aline Zucco errechnen darin ein Vermögen des reichsten Zehntels aller Haushalte in Deutschland von 5.343 Mrd. Euro in 2011 und von 6.037 Mrd. Euro in 2014. Daraus errechneten wir ein jährliches Vermögenswachstum von 4,15 Prozent. Wer ganz genau ist, bemerkt daß wir die Daten für Haushalte auf Individuen übertragen. Wir denken, daß das schon so etwa stimmen wird. Der Zuwachs der 174.706 Mio. Euro beläuft sich im Jahr also auf 7.258 Mio. Euro oder 230 Euro in der Sekunde.

Schulden der Stadt Hamburg

Die Schulden der Stadt Hamburg steigen weiterhin. Wesentlich weil die Reichen weiterhin beschenkt werden. Wegen des solidarische Engagements der Bürgerinnen und Bürger muß der Staat zudem seine demokratischen und sozialen Aufgaben wahrnehmen, also auch finanzieren. Eine (höhere) Besteuerung von Unternehmensgewinnen, großen Erbschaften, Vermögen und Spitzenverdiensten konnte von „unten“ noch nicht durchgesetzt werden. Der Staat nimmt also weiterhin Schulden bei den Reichen auf, denn diese können überhaupt Kredit geben. Zudem erhöht die Schuldenbremse den Druck zur Privatisierung, was für die öffentliche Hand nie rentabel ist, denn Private machen dann öffentlichen Angelegenheiten zum Geschäft und damit private Gewinne.

Konkret sieht das dann so aus: Die Schulden stiegen auch 2016, weil Altkredite der HSH-Nordbank durch die Stadt übernommen wurden. Das berichtete der NDR am 06.08.2017. Die Stadt beglückte damit sowohl die reichen Kreditgeber, die sonst auf ihren faulen Krediten sitzen geblieben wären, als auch die klammen Reeder, für die die Stadt einsprang. „Im vergangenen Jahr [gemeint ist 2016] hatte die HSH Nordbank dem Reeder Bernd Kortüm bereits mehr als eine halbe Milliarde Euro Schulden erlassen.“ schrieb die Welt am 20.04.2017 lapidar. Den Kunststudierenden der HFBK hingegen, die die unsinnigen Studiengebühren noch nie bezahlen konnten, schickt die Stadt auch Jahre später noch gnadenlos den Gerichtsvollzieher ins Haus.

Wir zeigen auf der Uhr die gesamten Schulden der Stadt Hamburg beim nicht-öffentlichen Bereich an. Das waren am 31.12.2016 in der Summe 36.208 Mio. Euro. Die gesamten Schulden der Stadt Hamburg beim nicht-öffentlichen Bereich nahmen von 2015 auf 2016 um 5,8 Prozent zu. Das ist eine Zunahme von 67 Euro in der Sekunde.

Im Einzelnen bestehen diese Schulden aus drei Teilen: Der erste Teil sind die Schulden des sogenannten „Kernhaushalts“ (22.897 Mrd. Euro), die 2016 tatsächlich leicht gesunken sind. Häufig wird nur über den „Kernhaushalt“ gesprochen, um den Mythos zu pflegen, daß die Austeritätspolitik zum Schuldenabbau zweckmäßig wäre. Der zweite Teil sind die Schulden der „Extrahaushalte“ (8.232 Mio. Euro). Der dritte Teil sind die in „sonstige Fonds, Einrichtungen und Unternehmen“ (5.079 Mio. Euro) ausgelagerten Schulden – das wird häufig auch als„ Schattenhaushalt“ bezeichnet.

Am Rande sei noch erwähnt: Beim öffentlichen Bereich hatte die Stadt noch weitere 4.837 Mio Euro Schulden. Die interessieren uns aber nicht, denn diese Schulden sind eben nicht bei Privaten gemacht.

Alle Angaben zu den Schulden haben wir der Übersicht zur „Verschuldung des Landes Hamburg“ auf einer Homepage und der dort angegebenen Quelle (Punkte 16.2 und 16.3 auf den Seiten 181-182) des Statistischen Bundesamtes entnommen.

Hochrechnung auf den Stichtag 31.12.2017

Zu guter letzt müssen die Zahlen alle noch auf den Stand vom 31.12.2017 hochgerechnet werden. Daraus ergeben sich folgende Werte:

Die Schulden (vom 31.12.2016 auf den 31.12.2017 hochgerechnet) sind: 38.338.131.579 Euro mit einer Steigerung von 70 Euro/Sek.

Die Vermögen (einzeln von den Publikationsdaten auf den 31.12.2017 hochgerechnet) sind zusammen: 190.107.611.896 Euro mit einer Steigerung von 250 Euro/Sek.

http://www.fsrk.de/artikel_391.html [Stand 27. Januar 2018]