„Ich möchte Student sein, um mir einmal an Hand einer Wissenschaft langsam klarzumachen, wie das so ist im menschlichen Leben. Denn was das geschlossene Weltbild anlangt, das uns in der Jugend versagt geblieben ist – »dazu komme ich nicht« sagen die Leute in den großen Städten gern, und da haben sie sehr recht. Und bleiben ewig draußen, die Zaungäste. Wie schön aber müßte es sein, mit gesammelter Kraft und mit der ganzen Macht der Erfahrung zu studieren! Sich auf eine Denkaufgabe zu konzentrieren! Nicht von vorn anzufangen, sondern wirklich fortzufahren; eine Bahn zu befahren und nicht zwanzig; ein Ding zu tun und nicht dreiunddreißig. Niemand von uns scheint Zeit zu haben, und doch sollte man sie sich nehmen. Wenige haben dazu das Geld. Und wir laufen nur so schnell, weil sie uns stoßen, und manche auch, weil sie Angst haben, still zu stehen, aus Furcht, sie könnten in der Rast zusammenklappen – –“
An den Hochschulen sind in Gegnerschaft zur verordneten Enge der Verwertungsorientierung viele Restriktionen (Fristen, Studiengebühren etc.) überwunden worden. Das entsprechende studentische Engagement ist darauf gerichtet, ein weltzugewandtes Studium, in dem sich alle kooperativ der wissenschaftlichen Durchdringung des Lebens annehmen können, zu verwirklichen. Auf dem diesjährigen Dies Academicus wurde der Anspruch an Bildung für Mündigkeit als eingreifendem Denken von allen Mitgliedergruppen unter reger Beteiligung weiter gehoben.
Diesen positiven Vorhaben wirken die Kürzungspläne des Hamburger Senats entgegen: Bis 2016 sollen 50 Professuren und über 450 Studienanfängerplätze an der Uni Hamburg gestrichen werden. Begründet wird das weiterhin dogmatisch mit der „Schuldenbremse“ – eine Entwicklungsbremse, die zu lösen ist.
Die solidarische Alternative zu vereinzelnder Ba-/Ma-Leistungshetze und zur Schuldenbremse als politischem Mittel für „Bankenfütterung“ und allgemeine Bescheidenheit besteht im gemeinsamen Engagement für wirkliche Verbesserungen und in der Ermutigung von Mitstreitern in der ganzen Stadt.
Gerade die aktuelle Krise der Gesellschaft macht die Notwendigkeit emanzipatorischer Bildung und Wissenschaft deutlich: Sie müssen auf Persönlichkeitsentfaltung durch gemeinsame kritische Erkenntnis für die Verbesserung der Lebensbedingungen aller gerichtet sein. Diese Allgemeinwohlorientierung begründet auch eine bedarfsdeckende öffentliche Finanzierung.
Das neue Hochschulgesetz – dessen Behördenentwurf Mitte Juni veröffentlicht und bis Ende des Jahres im Parlament beschlossen werden soll – muss diese Orientierung durch umfassende Demokratisierung als Bruch mit der „unternehmerischen Hochschule“ befördern. Dafür können wir jetzt eingreifen.
In der Vollversammlung soll anhand kurzer Beiträge die aktuelle Lage an der Uni diskutiert werden:
Mit der uniweiten studentischen Vollversammlung schaffen wir uns eine Möglichkeit zur Verständigung und solidarischen Aktivität: „Wenn Menschen widerstehen, handeln Tatsachen.“ - Heinrich Mann, 1936.
Mittwoch, 19. Juni 2013, um 14 Uhr,
im Audimax I (Von-Melle-Park 4)