Am gestrigen Montag startete die universitäre Aktionswoche mit einer Vollversammlung im stark gefüllten Ernst-Cassirer-Hörsaal des Uni-Hauptgebäudes. Uni-Präsident Lenzen erläuterte den Inhalt der von ihm paraphierten Vereinbarung mit dem Senat: weniger Kürzungen, aber keine echten Verbesserungen – jedoch die Selbstverpflichtung der Uni, zu einer gründlichen Überarbeitung der Studienordnungen, zur Einführung eines 1:1-Übergangs vom Ba zum Ma und zum Ausbau nachhaltiger Forschung & Lehre.
Gegen die Schuldenbremse sei er nicht angekommen. Jedoch sei weiterhin um die Zukunft zu kämpfen und öffentlich deutlich zu machen, daß es um die Kultivierung der ganzen Gesellschaft gehe.
In der folgenden Diskussion wurde schnell klar, daß die weitreichenden Ambitionen des solidarischen Protestes aus dem Sommersemester noch nicht realisiert sind. Die Aktiven wollen deshalb aktiv bleiben und weitere Mitstreiter für erheblich ausgebaute, sozial offene und demokratische Hochschulen, die zu einer humanen Gesellschaft beitragen, gewinnen.
Deutlich wurden auch entscheidende Kontroversen für die weitere Entwicklung von Universität und Bewegung, z. B.: Sollen Bildung & Wissenschaft frei oder verantwortungsbewußt realisiert werden? Ist die Schuldenbremse als neoliberales Totschlagargument prinzipiell abzulehnen oder muß sie nur von steuerlicher Umverteilung von Oben nach Unten flankiert werden? Sind wir Teil eines globalen Aufbruchs oder in Abwehrkämpfe verstrickt? Ist das TVP Service-Personal und sind Studierende und Lehrende Kunden oder sind wir eine egalitäre Gemeinschaft?
Für die Resolution wurden alle diese Fragen eindeutig sozial beantwortet.
Im Anschluß an die VV haben 90 Menschen an der Diskussionsveranstaltung wider den Burn-Out teilgenommen. Wesentlich herausgebildet wurde die Einsicht, daß mangelnde kooperative Verfügung über die Arbeit und gesellschaftliche wie persönliche Entwicklungsperspektiven bei gleichzeitig steigendem Leistungsdruck als Ursachen dieser massenhaften Hilflosigkeit zu kritisieren und solidarisch zu überwinden sind. Die Eroberung demokratischer Verfügung über das Studium bzw. den gesamten universitären Arbeitsprozeß sollte dafür ein wesentliches Ziel sein.
Der AStA bietet heute und morgen Workshops zu wissenschafts- und hochschulpolitischen Fragen an, in denen die Gelegenheit zur gemeinschaftlichen Qualifizierung für die weitere Universitätsentwicklung gegeben sein soll. Themen sind: Was ist Bildung? Ist STiNE noch zu retten? Welche Perspektiven hat die Volluniversität? Wie gelingt hochschulpolitisches Engagement in Zeiten von Ba/Ma? (s. umseitiges Programm)
Der Fachbereich Geschichte lädt heute zu einer – mindestens für alle Geisteswissenschaftler interessanten – Diskussion ein: Geschichtswissenschaft in Zeiten des Umbruchs – Perspektiven nach der Postmoderne ist der Titel einer Diskussionsveranstaltung, in der sich mit der notwendigen Überwindung der Postmoderne als Ideologie des Neoliberalismus befaßt werden soll. (s. umseitiges Programm)
Heute wird es eine erneute Aktivenberatung um 19 Uhr im Phil-Turm, Raum 973 (Café Schweinebucht) geben. Alle sind eingeladen, die sich an der Durchführung dieser Aktionswoche verantwortlich beteiligen wollen.
Weiterhin sind Unterschriften für die Kampagne Kampf um die Zukunft – Hamburgs Hochschulen retten zu sammeln. Die Listen sind im AStA und im Hauptgebäude erhältlich. Wichtig ist, daß alle Kommiliton_innen, Verwandten, Freunde und Kolleg_innen einbezogen werden.