Weder der Mensch noch die Bildung sollte eine Ware sein. Diese Einsicht ist das Fundament für die intensiven aufklärenden Aktivitäten gegen Studiengebühren. Eine eindeutige Urabstimmung gegen die Einführung der Gebühren (2005), inhaltliche Streiks und Aktionstage, kritische Veranstaltungen, Demonstrationen, Beschlüsse des Studierendenparlaments, von Vollversammlungen und Universitätsgremien (von den Institutsräten bis zum Akademischen Senat), sind Ausdruck dieser Haltung und Kritik. So wurde und wird sich gegen den rechten Senat, gegen Ökonomisierung und Kommerzialisierung und für Gebührenfreiheit, für kritische Wissenschaftsinhalte und für eine demokratische Entwicklung von Universität und Gesellschaft engagiert.
Entgegen dem hartnäckigen Feldzug des kapitalfrommen Wissenschaftssenators wurde so erwirkt, daß bis heute 87 Prozent der Studierenden der Universität Hamburg Gebühren ablehnen. Der Gebührenboykott als solidarische Aktivität zur Durchsetzung allgemeiner Gebührenfreiheit ist deshalb ein notwendiges und vernünftiges Vorhaben. – Kritisch ist realistisch.
Siehe da, der AStA (eigentlich: „Allgemeiner StudierendenAusschuß“ zur Organisierung der politischen, sozialen und kulturellen Interessenvertretung durch die Verfaßte Studierendenschaft) ist furchtsam alarmiert. Hier tummeln sich zur Zeit die technokratischen Realpragmaten der AGENDA-Sozialdemokraten (irreführend „Juso-Hochschulgruppe“), die biederen Klientel-Listen aus den Fakultäten (WiWi-, Jura-, Mediziner-, GeiWi- und MIN-Liste) sowie breiige Liberale (LHG), die einen kräftigen Rechtsdrall von Universität und Gesellschaft befürworten.
Diese traurigen „Instanzen“ nicken jede hochschulpolitische Verschlechterung mit der Monotonie und dem intellektuellen Ehrgeiz eines Wackeldackels ab: Aufreibende BA/MA-Studiengänge, „Leistungs“-Überwachung durch STiNE, Kreditpunkte, Gremienabbau, rüstungsforschende Unipräsidentin – alles sei nicht schlecht, nur schlecht gemacht. Mit tiefer Devotion („Wir sind für Dich da!“) wird sich den Kommilitonen in einem Rundschrieben an alle angebiedert. „Damit du studieren kannst, wie du willst“ möge Alles „reibungslos“ funktionieren. Reibungsloser Prüfungsterror? Perfekte Langeweile? Fehlerlose Überwachung? Servile Lehrende und Mitarbeiter? Wie weit geht der „reibungslose“, ideologische und soziale Weg hinein in die rabiate internationale Konkurrenz- und Kriegsgesellschaft?
Diese verwertungsgehorsame Mentalität ist konform mit den geschäftsmäßigen Zwecken der CDU-Politik. Vor diesem Hintergrund sind das sogenannte Missständeforum „campus-watch“ sowie die „professionelle Campus-Umfrage“ populistische Betrugsmanöver zur Demobilisierung und Diskreditierung solidarischer, emanzipatorischer Interessenvertretung von Allen für Alle.
Davon sollte sich niemand beirren lassen. Es geht um nicht weniger als Leben; in menschenwürdigen Bedingungen, mit einer aufgeklärten Kultur und einer solidarischen Bezugnahme hier und überall. Der Boykott der Studiengebühren ist eine unübersehbare politische Manifestation für diese gesellschaftliche Alternative.