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dokumentiert
Rebeitrag von Olaf Walther auf der "Uni bleibt!"-Demo

Der Forschung. Der Lehre. Der Bildung. Den Menschen.

Liebe Kommilitonninen und Kommilitonen,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger -

Die Universität ist, trotz und wegen ihrer wechselvollen Geschichte, trotz vieler aktueller Ärgernisse und Unzulänglichkeiten eine respektable Einrichtung inmitten dieser Stadt.

1919, infolge sozialer Bewegung, eine republikanische Gründung, stellte sie sich danach schon früh - mehrheitlich - den braunen Barbaren anheim. 1945 war auch für sie ein befreiender Neubeginn.

Ab 1967 ging ein Bild aus dem Auditorium Maximum um die Welt: „Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“. Diese kritische Tat war ein Vorbote von 1968.

Der „Philosophenturm“ und das Audi Max standen zu der Zeit schon an ihrem heutigen Platz.

Die folgenden Jahre waren eine Zeit der authentischen Reformen - der Durchbruch hin zu einer demokratischen Massenuniversität. Das ist die Uni - entgegen allen Deformen der neoliberalen Zeit - bis dato geblieben und kann auch gar nicht anders sein.

Dann kam die Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach mit ihrer Vision, die republikanisch gewollte Universität auf die Elbinsel, den Kleinen Grasbrook, in Gänze zu verlagern.

Sie, die Hochschule, sollte dem Glanzprojekt der „Hafencity“ zusätzliches Glitzern verleihen; geschichtsbewußter Eigensinn, die Verankerung im citynahen Stadtteil, im ehemaligen jüdischen Viertel, der leicht spröde Charme des Wissens, die vielen Orte: (beispielsweise) Carl-von-Ossietzky-Bibliothek mit dem Borchert-Archiv, Gedenkplakette für die Hamburger Sektion der Weißen Rose im Audi Max, Allende-Platz, Martin-Luther-King-Platz, Born-Platz - und vieles mehr - sollten nicht mehr sein.

Dagegen hat sich der Akademische Senat in seinem Beschluß vom 20. Mai diesen Jahres klar entschieden. Die Uni soll bleiben! Sie soll auch an ihrem gewachsenen Ort saniert und kultiviert, nach den Bedürfnissen der Wissenschaften erweitert werden - als Einheit von Forschung und Lehre, als Zusammenhang von Geistes- und Kulturwissenschaften.

Hinzu kommen aus unserer Sicht: Die Rückverwandlung der drangsalierenden Studiengänge Bachelor und Master in vernünftiges Lernen, die Abschaffung der Studiengebühren, die Überwindung der chronischen Unterfinanzierung, die Ausweitung der internen demokratischen Partizipation sowie eine stärkere Orientierung auf die Herstellung des (Welt-) Friedens, den sozialen Fortschritt und die kulturelle Entfaltung aller Menschen in einer ökologiosch vernünftigen Welt.

Deshalb demonstrieren wir hier und wollen im Anschluß den Wissenschaftsausschuß der Bürgerschaft besuchen.

Der Forschung. Der Lehre. Der Bildung. Den Menschen.

Die Gesellschaft braucht Vernunft, Vernunft braucht vernünftige Menschen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Olaf Walther ist studentisches Mitglied im Akademischen Senat

http://www.fsrk.de/artikel_181.html [Stand 8. Juni 2010]