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dokumentiert
Beschluß des Fakultätsrats Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft vom 15.10.2008

Plädoyer für den Verbleib und Ausbau des Campus in Eimsbüttel

Der Fakultätsrat der Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg verfolgt die Beratungen zur Verlegung der Universität in den Hafen mit großer Sorge und spricht sich dafür aus, einer gründlichen und zügigen Sanierung und Erweiterung der universitären Gebäude in Eimsbüttel den Vorzug zu geben.

— Die Realisierung der Pläne hätte den Verlust wertvollen kulturellen Erbes zur Folge. Die meisten Gebäude auf dem Campus sind Symbole des gesellschaftlichen Aufbruchs der Nachkriegszeit und des Aufbaus einer sozial offenen Hochschule. Dies kommt z. B. in der baulichen Substanz mit einer transparenten und funktionalen architektonischen Gestaltung und hochwertigen Werkstoffen (Philosophenturm, Erziehungswissenschaft, Rechtshaus, Audimax, HWP) zum Ausdruck.

— In der inneren Gestaltung der Gebäude ist in der jüngeren Vergangenheit die wechselvolle Geschichte der Universität kritisch reflektiert worden. Dies spiegelt sich besonders in der Benennung von Hörsälen und Bibliotheken nach demokratisch engagierten und nach 1933 politisch wie rassistisch verfolgten WissenschaftlerInnen. Dieses kulturelle Erbe würde mit einem Neubau ebenso verloren gehen, wie die prägende Verbindung mit dem historischen jüdischen Viertel.

— Die überwiegende Mehrzahl der Universitätseinrichtungen mit dem Zentralcampus ist durch die historisch gewachsene Ansiedlung im Kerngebiet Eimsbüttels in das Leben der Stadt stark integriert. Das fördert den Austausch von Universität und Öffentlichkeit, belebt die angrenzenden Stadtteile und ist eine Erleichterung für die Studierenden. Alles das ginge mit dem „Sprung über die Elbe“ unwiederbringlich verloren.

Der Fakultätsrat begrüßt deshalb alle Bestrebungen, den objektiven Sanierungs- und Erweiterungsbedarfs für die Universität rasch und transparent festzustellen und auf dieser Grundlage die notwendige Bau und Sanierungsvorhaben zügig fortzusetzen. In Eimsbüttel stehen genügend Flächen zur Verfügung für Erhalt und Erweiterung der Universität vor Ort. Zahlreiche Gebäude sind in jüngerer Vergangenheit aufwendig und mit entsprechenden Kosten saniert worden, bzw. werden gerade in Stand gesetzt.
Für die weitere bauliche Entwicklung der Universität sollte gelten:

— Die Zentralisierung der Universität an einem Ort sollte gewahrt und weiter fortgesetzt werden. Die räumliche Nähe der verschiedenen Fächer und Fakultäten einschließlich der Nähe zur medizinischen Fakultät unterstützt die Interdisziplinarität und erleichtert das Studium vielfältiger Fächerkombinationen. Insbesondere für die Lehrerbildung mit der Kombination von Erziehungswissenschaft und mehreren Unterrichtsfächern sind die kurzen Wege wichtiger Teil der Studierbarkeit. Eine Teilverlagerung der Universität lehnt der Fakultätsrat daher ab.

— Die Gebäude müssen in staatlicher Hand bleiben. Die enge Kooperation von Studierenden, Lehrenden und Gebäudeverwaltung als Mitglieder der Hochschule hat sich bewährt. Die staatliche Verfügung über die Gebäude ermöglicht eine dauerhafte Kostenkontrolle sowie die Souveränität der Hochschulen bei der Nutzung sowie bei erforderlichen Um- und Neugestaltungen. Modelle der Public-Privat-Partnership betrachtet der Fakultätsrat mit größten und begründeten Vorbehalten.

http://www.fsrk.de/artikel_163.html [Stand 15. Oktober 2010]