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FSRK
Resolution von Fachschaftsräten der Uni Hamburg anläßlich der Haushaltsberatungen der Hamburgischen Bürgerschaft

Ein bildungspolitischer Richtungswechsel ist eine notwendige Antwort auf die Krise

Anläßlich des drohenden massiven Lehrermangels in der ganzen Bundesrepublik äußerte die Bundesbildungsministerin Frau Schavan „Ich fordere alle Unternehmen auf, ihre Top-Mitarbeiter für den Schulunterricht freizustellen“.
Die Bildungsmisere als Teil der aktuellen gesellschaftlichen Krise hat ihre Ursache in der strikten Ausrichtung von Bildung und Wissenschaft an den unmittelbaren Anforderungen des Arbeitsmarktes und den Interessen der Unternehmer – dies findet auch in der Vernachlässigung der Ausbildung von LehrerInnen ihren Ausdruck.
Die Bildung nun verstärkt in die Hände derer zu geben, die mit ihrer grenzenlosen Marktgläubigkeit die Wirtschaftskrise zu verantworten haben, heißt schlicht den Bock zum Gärtner zu machen.
Stattdessen ist ein bildungs- und wissenschaftspolitischer Richtungswechsel notwendig, der den problemorientierten kritischen Gesellschaftsbezug wieder in den Mittelpunkt stellt. Wissenschaft muß zur Entwicklung des Allgemeinwohls und zur Entfaltung der Persönlichkeiten beitragen.

Wir fordern die Mitglieder der Bürgerschaft deshalb auf, im Rahmen der Haushaltsberatungen die folgenden Maßnahmen einer Neuausrichtung zu beschließen, die zugleich konjunkturpolitische Bedeutung haben:

Jegliche Studiengebühren sofort abschaffen! Die Abschaffung der Studiengebühren fördert kooperatives, kritisches Lernen im Rahmen gesellschaftlicher Verantwortung statt konformem Lernen für marktgebundene, private Zwecke. Ihre Abschaffung verbessert die finanzielle Lage der Studierenden als Voraussetzung von lernen mit Muße und die Studierenden werden das Geld, das ihnen bis jetzt genommen wird, sofort in den Wirtschaftskreislauf bringen.

Hochschulen erheblich besser finanzieren! Die Unterfinanzierung der Hochschulen verschärft die Konkurrenz zwischen den Wissenschaftsbereichen und führt zur Verdrängung aller Anteile, die nicht Renommee und Einnahmen versprechen. Das führt z.B. bei bundesweit derzeit 20000 fehlenden Lehrern zu dem bildungspolitischen Irrsinn massiver Kürzungen im Bereich der Lehrerbildung an der Uni Hamburg. Die finanzielle Besserstellung legt den Verteilungskampf bei und fördert gesellschaftlich erforderliche Bildung und Wissenschaft .

Baustopp aufheben! Vernünftige Wissenschaft braucht nicht einen teuren, zweifelhaften Neubau an einem ungeeigneten Ort, 20 Jahre Verfall am Standort und einen aufwendigen Umzug, sondern endlich die Bewilligung der vielen vorgehabten und fertig durchgeplanten Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, die in der Regierungszeit der CDU samt und sonders aufgehalten wurden. Die schon jetzt zerstörerischen und kostspieligen Spekulationen um eine Teil- oder Gesamtverlagerung sind daher sofort zu beenden.

Bachelor-Master abschaffen! Die Verschulung des Studiums führt zu horrendem Verwaltungs-, Kontroll (Stine)- und Prüfungsaufwand, durch den niemand klüger wird, aber Menschen aufgerieben und Gelder sinnlos verbraucht werden. Dieser Unsinn ist zu Gunsten einer sinnvollen inhaltlichen Studienreform mit gesellschaftlichem Problembezug sofort zu beenden.

http://www.fsrk.de/artikel_111.html [Stand 27. Februar 2009]