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FSRK

Veranstaltung: Gebührenfreiheit, jetzt oder nie?

„Der Spieler braucht nicht in die Illusion versetzt zu werden, daß er sich in der richtigen Welt befinde, aber es muß ihm bestätigt werden, daß er sich in einem richtigen Theater befindet. Gute Proportionen, schönes Material, sinnvolle Einrichtungen und gute Arbeit der Requisiten verpflichten den Schauspieler.“
Bertolt Brecht, „Über den Bühnenbau der Nichtaristotelischen Dramatik“, in: Schriften zum Theater, 1933-47.

Theater, Uni und weiteres Leben haben mindestens dies gemeinsam: Gute Bedingungen fördern eine sinnvolle und für alle erfreuliche Produktivität.
Bei der Demonstration „Bildung und Kultur für Alle – Geld ist genug da!“ am 16. Dezember 2010, die Studierende und andere wissenschaftlich Tätige mit Kulturschaffenden und Gewerkschaftern der Stadt zusammenbrachte, formulierte Klaus Schumacher, der Leiter des kürzungsbedrohten „Jungen Schauspielhauses“: „Wer rettet eigentlich unsere Gedankengebäude – also uns –, wenn die Banken und der Geldfluss gerettet sind?“
Zur selben Zeit beschloß die Hamburgische Bürgerschaft über ihre Neuwahlen für den 20. Februar 2011 und beriet über die mögliche Abschaffung von Studiengebühren. Denn auch in Hamburg gibt es – an den Hochschulen, in der Gesellschaft und selbst im Parlament – eine strukturelle Mehrheit für gebührenfreie Bildung.
Aber anders als in Hessen, wo 2008 noch vor einer damals auch dort anberaumten Neuwahl ein punktuelles Bündnis aus SPD, Die LINKE und Grünen die Studiengebühren komplett abschaffte, haben SPD und GAL in Hamburg am 16.12.2010 diesen Schritt vorerst nicht machen wollen und einem Antrag der LINKEN auf Streichung der Studiengebühren aus dem Hochschulgesetz die Zustimmung verweigert.
Dies geschah mit Verweis auf die haushaltspolitische Lage der Stadt, die es zu einem Hasardeurspiel mache, ohne eine Gesamtübersicht über die Finanzen, diesen notwendigen Schritt zu gehen. Die durch studentische und soziale Bewegung ermöglichte Abschaffung der Studiengebühren wird damit verzögert und in Zweifel gezogen. Denn: Ob Bildung sozial unbedrängt emanzipatorisch realisiert werden kann oder ob weiterhin die Gebühren als Knute zur Durchsetzung von Schnellstudium und Standesprivilegien eingesetzt werden, ist eine Frage politischer Prioritäten. Welche Umstände sollten diese Entscheidung also rechtfertigen? Sollte in einer der reichsten Städte Europas die Abschaffung von Studiengebühren schwerer oder leichter möglich sein, als in anderen Bundesländern? Was planen die Parteien weiterhin oder dennoch für die Abschaffung der Studiengebühren zu tun?

Wann und nach welchen bildungs- und sozialpolitischen Maßstäben soll dies geschehen?
Diese und ähnliche Fragen wollen wir mit den finanzpolitischen Sprechern der Bürgerschaftsfraktionen der Parteien Die LINKE, SPD und GAL diskutieren.
Alle sind eingeladen, an der Debatte mitzuwirken.

Podiumsdiskussion: Gebührenfreiheit, jetzt oder nie?

mit

Dr. Joachim Bischoff, Ökonom, Publizist und finanzpol. Sprecher für Die LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft

Jens Kerstan, als Volkswirt selbständiger Berater und finanzpol. Sprecher der GAL-Fraktion

Dr. Peter Tschentscher, Arzt im UKE und finanzpol. Sprecher der SPD-Fraktion

Mittwoch, den 12. Januar 2011, um 18 Uhr
im Hörsaal Erziehungswissenschaft,
Uni Hamburg, (Von-Melle-Park 8)

http://www.fsrk.de/artikel_191.html [Stand 6. Januar 2011]