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FSRK

Verbesserung der Studienbedingungen gelingt nur durch Emanzipation

„Die Einnahmen aus Studiengebühren kommen den Studierenden im vollen Umfang zugute.“
Senat der Freien und Hansestadt Hamburg, Antwort auf eine Große Anfrage „Verwendung der Studiengebühren“, Ds. 19/3123, 16. Juni 2009.

„Wir, Bürgermeister und Senat,
Wir haben folgendes Mandat
Stadtväterlichst an alle Klassen
Der treuen Bürgerschaft erlassen:[...]

Vertrauet eurem Magistrat,
Der fromm und liebend schützt den Staat
Durch huldreich hochwohlweises Walten;
Euch ziemt es, stets das Maul zu halten.“

Heinrich Heine: Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen, 1853.

Was haben uns Studiengebühren gebracht?
Studiengebühren finanzieren die Schergin STiNE zur Administration des Lernparcours BA/MA, den einen oder anderen Fahrradständer sowie den Rückzug des Staates aus der Hochschulfinanzierung, denn ein erheblicher Teil der unerläßlichen Lehre wird mittlerweile gebührenfinanziert. Die Befürwortung von Studiengebühren ist damit die Befürwortung der Privatisierung von Bildung und Wissenschaft. Wer einmal akzeptiert hat, daß die öffentlichen Hochschulen nicht voll bedarfsdeckend staatlich finanziert werden müssen/können/dürfen, ist machtlos gegen jeden weiteren Schritt in diese Richtung - er hat damit die grundsätzliche Unterfinanzierung der Hochschulen geschluckt. Über diesen Zusammenhang kann selbst der strahlendste, gebührenfinanzierte Beamer nicht hinwegtäuschen.

Politisch gewollt ist mit der „Campus-Maut“ die Steigerung von Leistungsdruck, ein schmales Schnellstudium, Marktkonformität, das Ausfahren der Ellenbogen, die Verschleierung von (universitären) Problemen und: die Festigung konservativer Regentschaft. Somit sind die Studiengebühren selbst die Verschlechterung der Studienbedingungen.
Das Rathaus ist in Hamburg an die Börse gebaut.

Das sollten (und werden) uns die Studiengebühren nicht bringen:
— Die Zeit für hinterfragendes und kooperatives Lernen und ein egalitäres Verhältnis zwischen Lernenden und Lehrenden, in dem Forschende lernen und Lernende forschen;
— kritisches Engagement in Lehrveranstaltungen, selbstorganisierte Seminare und vor allem offensive Interessenvertretung, durch die das „Studium“ als lernendes Eingreifen für die Humanisierung der Gesellschaft wirklich interessant wird;
— die Wiederentdeckung der Hochschulen als Orte internationalistischer Verständigung für Frieden;
— eine solidarische Alltagskultur, in der gemeinsamer Erkenntnisgewinn zur Hebung der allgemeinen Lebensbedingungen für alle eine Freude ist.
Diese tatsächlichen Verbesserungen von Studium, Lehre, Forschung, Selbstverwaltung und gesellschaftlichem Leben gelingen deshalb nur gegen die Studiengebühren. Der Kampf für Gebührenfreiheit und damit die Überwindung absurder betriebswirtschaftlicher Effizienzforderungen bewirkt eine positive Entwicklung der Universität für die Gesellschaft: Die Lust an der Erkenntnis der Grundlagen und Zusammenhänge der humanistischen Veränderbarkeit der Welt ist das eigentliche Fundament der Wissenschaft.
Aufklärung ist nicht käuflich.

Alle Infos zur Unterschriftenkampagne für gebührenfreies Studium:
www.gebuehrenfreiheit.de

http://www.fsrk.de/artikel_149.html [Stand 26. Oktober 2009]